Auf Einladung „meines“ ehemaligen Regisseurs und nun Intendanten des neuen Festivals für Kunst und Wissenschaft „Utopia“ in Straubing, Andreas Wiedermann, haben Fritz Lang, METROPOLIS und meine Musik einen sehr schönen Platz im CINEDOM Straubing gefunden, in dem ich als Jugendlicher selbst viele magische Kinostunden erlebt habe. (U. a. „Dances with Wolfes“, 1990, und ich hatte den Saal für mich allen. Da wird man ja schon Cineast aus purer Notwehr.)

Der volle Kinosaal 3 und ich haben das Thema „Utopie“ an diesem Abend gleich doppelt unterhaltsam aufbereitet bekommen, geht es dabei doch auch um die technischen Möglichkeiten, die das Leben des Menschen in der Zukunft beeinflussen. Meine neue Pultleuchte am Klavier jedenfalls fand es kraft ihrer technischen Möglichkeiten eine prickelnde Idee, 20 Minuten vor der Pause in der Mitte des Films einen Kurzschluss zu verursachen, aufgrund dessen ich den Rest ab da im Dunkeln spielen musste.

Meine ansonsten zum Energieschnappen genutzte Fünf-Minuten-Pause wurde daher zu einer 15-Minuten-Odysse durch den CINEDOM, um eine Ersatzbeleuchtung für den zweiten Teil aufzutreiben. Da wir aber bereits in dieser „Strange New Utopia“ leben, gibt es digital zwar alles, ferngesteuerte Filmvorführungen, Smart Homes und KIs, die sensible Erbauungslyrik schreiben – aber, und das war besonders schade, weit und breit keine AAA-Batterien mehr.

Als schließlich der rettende Einfall des Einsatzes einer Handy-Taschenlampe es wieder richten konnte (nein, nicht von mir, eine Dame aus der dritten Reihe im Publikum kam drauf), stand dem dritten Akt von METROPOLIS nichts mehr im Wege. „Furioso“ hat Lang dieses Big Finale genannt. Saallicht also wieder aus, Applaus, Film ab. Es ist nur dann wenig furioso, wenn aus dem Klavier kein Ton mehr kommt, weil der Schaltkreis der Lampe auch den des E-Pianos erwischt hatte. Die Filmvorführer müssen ja in Zeiten des digitalen Materials nicht mehr im Vorführraum sein während des Films – gottseidank war meiner aber noch da und konnte daher meinen Körpereinsatz vor, unter und hinter dem E-Piano gerade noch sehen und auch mein leicht verzweifeltes Gewinke in Richtung Vorführraum. Film also noch 5 Minuten STOPP, Licht wieder an.

Während jetzt der Haustechniker his magic mit dem Stromkreis versuchte, unterhielt ich das Publikum mit Schwänken aus meiner (Kino-Pianisten-) Jugend, z. B. damit, wie ich meinen allerersten Auftritt (Bamberg, 2018) komplett im Dunkeln hatte spielen müssen (Pultleuchte zuhause vergessen und das erst bei Filmstart bemerkt) oder wie bei einem anderen Auftritt (Gauting 2019) das Kino eine anders geschnittene Version meines Filmes hatte laufen lassen. Alles Sternstunden. Diese hier kam aber dann doch noch glücklich in die Schlusskurve, als mein verdientes Kino-Klavier wieder seinem einzigen Zweck zugeführt werden konnte: Töne von sich zu geben.

Utopia – Der neue Mensch. Straubing 2022.

Was soll ich sagen. Mit Kerzenschein und Flügel wär das nicht passiert.