Breitband-Composita

Was ziemlich Spaß macht: Ganz verschiedene Musik für ganz verschiedene Zwecke und für ganz verschiedene Anforderungen zu schreiben!

2022 war das zum Einen ein Stück für den Bayerischen Chorwettbewerb für Canzone11 unter der wunderbaren Tanja Wawra, die sich eine Fantasie über „Alle Vögel sind schon da“ gewünscht hatte. Die Anforderung war also, für einen handwerklich höchst geschulten Chor ein kurzes Stück zu schreiben, das in der Einstudierung schnell gehen soll, dennoch dem Chor ermöglicht, möglichst viele Finessen, Feinheiten und hohe Musikalität zu zeigen und vor allem noch allen Spaß macht (Chor, Publikum und Jury).

Ob es das geworden ist, müssen immer andere beurteilen – aber dass Tanja und ihre grandiose Truppe unter anderem damit den Chorwettbewerb gewonnen haben (und das Stück anlässlich dessen nochmal bei der Preisverleihung singen durften) – da hat parallel jemand dazu ziemlich laut in einer Wohnung in München-Großhadern gejubelt. (Zurückhaltend formuliert.)

Have fun watching!

 

https://www.br-klassik.de/video/alle-voegel-sind-schon-da-canzone-11-100.html

Und zum Anderen:

Singen und Musizieren für alle! Wenn in Bayern wochen- und monatelang an Kindertageseinrichtungen und Grundschulen miteinander gesungen und musiziert wird, dann ist wieder der „Aktionstag Musik in Bayern“! Dafür stellt die BLKM (Bayerische Landeskoordinierungsstelle Musik, angegliedert an das Kultusministerium) eine hochwertige Broschüre zusammen, in der Volkslieder aus Bayern und aller Welt samt einer riesigen Fülle von Materalien zur Verfügung gestellt werden. Die Kinder und Schulen, die mitmachen, erhalten Aufkleber und Urkunden, Herr Staatsminister Piazolo persönlich ist der Schirmherr.

Das Mottolied für den „Aktionstag Musik“ 2022 musste so geschrieben sein, dass die Kinder einfach Lust haben, es zu singen, dass die Kinder Lust haben es zu singen und vor allem, dass die Kinder Lust haben, es zu singen – und Grundschullehrkräfte – auch ohne musikalische Ausbildung – müssen es einfach begleiten können.

Dann Feedback und Aufnahmen aus ganz Bayern zu bekommen – z. B. aus Traunstein, wo das Lied von ganzen Klassen und unter Begleitung einer Big Band am Stadtplatz aufgeführt worden ist -, macht einfach glücklich.

Und hier –   https://www.blkm.de/Materialien/Lieder/Einerfueralle  sind die Noten und alle Materialien!

Was ist die größere Ehre? Von einem tollen Chor erfolgreich uraufgeführt zu werden – oder von vielen hundert Kindern in ganz Bayern gesungen zu werden? Gottseidank unmöglich zu beantworten!

METROPOLIS, UTOPIA und das Leben des neuen Menschen ohne AAA-Batterien

Auf Einladung „meines“ ehemaligen Regisseurs und nun Intendanten des neuen Festivals für Kunst und Wissenschaft „Utopia“ in Straubing, Andreas Wiedermann, haben Fritz Lang, METROPOLIS und meine Musik einen sehr schönen Platz im CINEDOM Straubing gefunden, in dem ich als Jugendlicher selbst viele magische Kinostunden erlebt habe. (U. a. „Dances with Wolfes“, 1990, und ich hatte den Saal für mich allen. Da wird man ja schon Cineast aus purer Notwehr.)

Der volle Kinosaal 3 und ich haben das Thema „Utopie“ an diesem Abend gleich doppelt unterhaltsam aufbereitet bekommen, geht es dabei doch auch um die technischen Möglichkeiten, die das Leben des Menschen in der Zukunft beeinflussen. Meine neue Pultleuchte am Klavier jedenfalls fand es kraft ihrer technischen Möglichkeiten eine prickelnde Idee, 20 Minuten vor der Pause in der Mitte des Films einen Kurzschluss zu verursachen, aufgrund dessen ich den Rest ab da im Dunkeln spielen musste.

Meine ansonsten zum Energieschnappen genutzte Fünf-Minuten-Pause wurde daher zu einer 15-Minuten-Odysse durch den CINEDOM, um eine Ersatzbeleuchtung für den zweiten Teil aufzutreiben. Da wir aber bereits in dieser „Strange New Utopia“ leben, gibt es digital zwar alles, ferngesteuerte Filmvorführungen, Smart Homes und KIs, die sensible Erbauungslyrik schreiben – aber, und das war besonders schade, weit und breit keine AAA-Batterien mehr.

Als schließlich der rettende Einfall des Einsatzes einer Handy-Taschenlampe es wieder richten konnte (nein, nicht von mir, eine Dame aus der dritten Reihe im Publikum kam drauf), stand dem dritten Akt von METROPOLIS nichts mehr im Wege. „Furioso“ hat Lang dieses Big Finale genannt. Saallicht also wieder aus, Applaus, Film ab. Es ist nur dann wenig furioso, wenn aus dem Klavier kein Ton mehr kommt, weil der Schaltkreis der Lampe auch den des E-Pianos erwischt hatte. Die Filmvorführer müssen ja in Zeiten des digitalen Materials nicht mehr im Vorführraum sein während des Films – gottseidank war meiner aber noch da und konnte daher meinen Körpereinsatz vor, unter und hinter dem E-Piano gerade noch sehen und auch mein leicht verzweifeltes Gewinke in Richtung Vorführraum. Film also noch 5 Minuten STOPP, Licht wieder an.

Während jetzt der Haustechniker his magic mit dem Stromkreis versuchte, unterhielt ich das Publikum mit Schwänken aus meiner (Kino-Pianisten-) Jugend, z. B. damit, wie ich meinen allerersten Auftritt (Bamberg, 2018) komplett im Dunkeln hatte spielen müssen (Pultleuchte zuhause vergessen und das erst bei Filmstart bemerkt) oder wie bei einem anderen Auftritt (Gauting 2019) das Kino eine anders geschnittene Version meines Filmes hatte laufen lassen. Alles Sternstunden. Diese hier kam aber dann doch noch glücklich in die Schlusskurve, als mein verdientes Kino-Klavier wieder seinem einzigen Zweck zugeführt werden konnte: Töne von sich zu geben.

Utopia – Der neue Mensch. Straubing 2022.

Was soll ich sagen. Mit Kerzenschein und Flügel wär das nicht passiert.

DAS AKTUELLE PROGRAMM im Hinterhalt in Gelting!

DAS AKTUELLE PROGRAMM im Hinterhalt in Gelting!

DAS AKTUELLE PROGRAMM im Hinterhalt in Gelting!
Samstag, 7. Mai 2022, 20 Uhr

Als Stammpianist hatte ich die Ehre, mit „meinem“ Improtheater „Das aktuelle Programm“ die beste Kleinkunstbühne von Welt in ihrerseits dickgefülltem Zustand zu rocken. Steffi Böck, Jessica Latein, Vince Courtens und ich haben drei Stunden lang das Publikum an Orte, in Zustände und in Stories geführt, where no man has gone before, und das sicher teils auch zu Recht!

Es wurde ex- und implodiert, gesungen, gekreischt, innegehalten, atemlos gestaunt, gestarrt und exorbitant viel gelacht.
Danke für die Gastgeberschaft, liebe Assunta Tammelleo – und merci für die wunderbaren Fotos, lieber Bernd Satzinger! Wir haben’s versprochen und wir halten’s auch: Wir kommen wieder!

Und die SZ hat ein sehr unterhaltsam-unvorhersehbares Impro-Interview mit uns geführt.

Filmmusik live zur Leinwand: Harold Lloyd: „I Do!“ (1921)

Filmmusik live zur Leinwand: Harold Lloyd: „I Do!“ (1921)

Mit neukomponierter Filmmusik von Bernhard Zink
FünfSeenFilmFestival 2021, Dienstag, 31. August, 18.30 Uhr, Kino Gauting

Anlässlich der feierlichen Schlussveranstaltung des FünfSeenFilmFestivals im Kino Gauting durfte ich als Live Act einen musikalisch-energetischen Impuls mitten in die Preisvergabe an die anwesenden Regisseurinnen und Regisseure der Festivalfilme zu werfen.

Festspielintendant Matthias Helbich – genauso ein Harold-Lloyd-Fan wie ich – wünschte sich nicht zum ersten Mal von mir Livemusik zu einem genau 100 Jahre alten Film. In diesem Fall wurde es „I do!“ aus dem Jahr 1921, den ich extra für diese Veranstaltung vertont hatte. Auf deutsch lautet der Filmtitel sehr lakonisch und durchaus augenzwinkernd-ironisch „Vaterfreuden“…

Am meisten berührt aber hat mich selber an diesem Abend, die jungen Regisseure aus verschiedenen europäischen Ländern live zu erleben, welche Geschichten direkt aus dem Leben zur Entstehung ihrer Filme erzählt haben. Diese drehten sich beinahe alle um Menschenrechte, vielmehr: Um die Kämpfe, die in diesen Jahren wieder auf der ganzen Welt um sie gefochten werden und gefochten werden müssen. Es wurde schon extrem spürbar, dass Film als Medium nie im luftleeren Raum stattfindet, als wir erzählt bekamen, dass die Beraterin vor Ort zu einem der Filme hinterher zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt und geschlagen worden war, weil ihr Engagement von der hiesigen Regierung nicht goutiert worden war.

Das waren Momente, in denen es im Kinosaal in Gauting auf einmal sehr still wurde.

Ein sehr berührendes, starkes Event. Ich war dankbar, Teil davon sein zu dürfen.

Danke, lieber Matthias!